St. Stephani

Mit dem großen Heereszug Karl des Großen, etwa um 783, wurde das Christentum im Schwabengau (die ganze Gegend zwischen Harz und Saale, Wipper, Schlenze und Bode ) nach und nach durchgesetzt.

Im Auftrage des Papstes und Karl des Großen schuf der erste Bischof in der Vorharzregion, der Bischof von Halberstadt, Hildegrim von Châlons-sur-Marne, zu Beginn des 9. Jahrhunderts ca. 35 Archdiakonatskirchen (Gemeindekirchen) im Schwabengau, zu denen auch eine in Aschersleben gehört. Diese Kirchen wurden dem ersten Märtyrer des Christentums, dem Heiligen Stephanus, geweiht. Dargestellt wird er mit den Attributen Steine und Palme.



Adressdaten


Beschreibung


Der Magistrat der Stadt Aschersleben hatte das Patronatsrecht an der Kirche, weil es zur Erbauungszeit keine Ascanierburg mehr gab und somit auch keine adligen Patronatsherren. Die Stephanikirche ist somit seit jeher eine Bürgerkirche. Dadurch erklärt sich auch, daß viele Ausstattungsstücke von Bürgermeistern bzw. reichen Bürgern der Stadt gestiftet wurden. Aschersleben war eine reiche Stadt, von alters her mit Handel und Wandel, denn eine große Handelsstraße führte dicht an der Stadt vorbei, die für zwei Jahre der Hanse angehörte. Der Reichtum schlägt sich in der Ausstattung der Kirche nieder, es war eine Prestigefrage, denn Aschersleben war zu dieser Zeit noch eine kleine Stadt (siehe Stadtbefestigung). Zum anderen diente z.B. das Langhaus den Bürgern von Aschersleben zu vielfältigen Zwecken. So wurden darin sowohl Versammlungen abgehalten als auch bei schlechtem Wetter der Markt durchgeführt.

Um 827 entstand zunächst eine kleine Holzkirche nach mündlicher Überlieferung in der Nähe Darre / Zippelmarkt - jetzt Altstadt-Center.

Erst 200 Jahre später, als sich Aschersleben territorial ausdehnte, wurde eine Romanische Basilika, ähnlich den Stiftskirchen in Quedlinburg und Gernrode, an dem Ort der heutigen Stephanikirche gebaut. Sie war allerdings kleiner als diese.

Die eigentliche bauliche Umgestaltung zu einer der heutigen Spätgotische Hallenkirche erfuhr die Stephanikirche in den Jahren 1406 bis 1507. Der Bau vollzog sich in mehreren Etappen. Beachtenswert ist, daß man den neuen Bau um die alte Kirche setzte, während diese weiter für den Gottesdienst genutzt wurde.

Im Südturm befindet sich über der Tür der Glockenstube noch ein Romanisches Säulenkapitell mit Spiralmuster und Gesicht, vermutlich aus der romanischen Basilika.

Um 1406 begann der Neubau der Kirche mit dem Chor. Es wurde zunächst um das alte romanische Haus gebaut. Auf der südlichen Seite befinden sich gothische Choranbauten, die als Sakristeien genutzt werden. Im Obergeschoß befindet sich die Bibliothek. Über dem Westportal (Turmseite) finden wir drei Figuren. Die mittlere stellt den Heiligen Stephanus dar. Die beiden äußeren tragen die Tracht der Juden des Mittelalters.

Am St.Johannistag 1469 wurden die Türme in ihrer heutigen Form vollendet. Ursprünglich sollten beide Türme 4 Geschosse haben. Jedoch zwangen Baugrundprobleme dazu, den Nordturm mit dem zweiten Geschoß abzuschließen. Die Spitze des Südturmes weicht um 93 cm von seiner urprünglichen Position ab.

Um 1480 begann man mit dem Bau des dreischiffigen Langhauses als Hallenkirche. Das heißt, Seiten- und Mittelschiff weisen jeweils die selbe Höhe auf. Erst als die Mauern den Dachrand erreicht hatten, wurde die alte Kirche 1491 bis 1495 herausgenommen. Nachdem die alte Kirche abgerissen war, erfolgte der Bau der gotischen Kreuzwölbung, die von 10 achteckigen Pfeilern getragen wird. Die Schlusssteine sind kunstvoll mit verschiedenen Heiligenbildern ausgestattet.

1506 wurde der Bau beendet.

1507 wurde die Kirche nach Fertigstellung der Inneneinrichtung eingeweiht.

1605 - zur Zeit der Renaissance wurde an der Nordseite des Chores von außen noch ein Geschoß - das "Stübchen" - angesetzt. Über dem Eingang lässt sich die Jahreszahl 1605 erkennen.